Arzneimittelrückstände im Abwasser
In fast allen Gewässern werden Rückstände von Arzneimitteln gefunden. Welches Risiko sie bergen, wird derzeit noch erforscht. Grenzwerte fehlen.
Eigentlich sollte das Thema Nitrate im Grundwasser mit der sogenannten dritten Reinigungsstufe der Klärwerke erledigt sein. Mit dieser Reinigungsstufe werden Nährstoffe wie eben Stickstoff und Phosphate aus dem Abwasser herausgefiltert. Dennoch kann keine Rede davon sein, dass die Nitratprobleme damit bewältigt sind. Erst vor wenigen Wochen haben das Umweltbundesamt und der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) umfangreiche Stickstoffgutachten vorgelegt, die Antworten auf die Frage suchten, wie das Stickstoffproblem in der Umwelt weiter angegangen werden kann. Der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) sieht bei den beiden Nährstoffen Stickstoff und Phosphate die planetaren Grenzen überschritten. Der Stickstoffkreislauf gilt schon seit den 1970er Jahren als gestört. Und Phosphat ist ein endlicher Rohstoff, der aber als Dünger für die Welternährung von strategischer Bedeutung ist.AnzeigeAnzeige
In wenigen Kläranlagen in Deutschland werden die Phosphate nicht nur aus dem Abwasser entfernt, sondern zurückgewonnen. Im baden-württembergischen Offenburg und im bayerischen Nürnberg ist das beispielsweise schon der Fall. In Berlin werden nach Angaben von Bodo Weigert, dem Sprecher des Kompetenzzentrums Wasser Berlin, lediglich „1,4 Prozent des Phosphorpotenzials aus dem Abwasserstrom als Wertstoff zurückgewonnen“. Das dafür in Berlin entwickelte Verfahren heißt Struvitfällung. Das so erzeugte Produkt ist ein mittlerweile zugelassener Dünger, der als „Berliner Pflanze“ vertrieben wird. In einer Studie hat das Kompetenzzentrum im vergangenen Jahr nachgewiesen, dass das Rückgewinnungspotenzial bedeutend höher wäre…
Quelle https://www.tagesspiegel.de/zeitung/vierte-reinigungsstufe-in-klaeranlagen-arzneimittelrueckstaende-im-abwasser/11502782.html